Obdachlosigkeit eines Gentleman: Impressionismus der Kriegszeit in Ford Madox Fords Tetralogie Parade’s End (1924–28)
Abstract
Der Aufsatz untersucht zunächst, wie trotz der darstellungstechnischen ‚modernistischen‘ Experimente in den Weltkriegs-Büchern von Fords Tetralogie Parade’s End formale und inhaltliche Elemente des edwardianischen Generationenromans erhalten bleiben, z.B. die erzählerische Konzentration auf ein erlebendes Bewusstsein (sei es auch durch den shell shock getrübt) oder das nostalgische Festhalten an feudalen Gesellschaftsstrukturen. Sodann wird die mit den Kriegsschilderungen eng verbundene Suche der Tetralogie nach einer verlorengeglaubten ‚Geborgenheit des Menschen‘ reflektiert anhand von Lúkacs’ Diagnose der „transzendentalen Obdachlosigkeit“ des Subjekts im modernen Roman einerseits, und von Sympathietheorien des 18. Jahrhunderts sowie Lévinas’ radikaler Alteritätsethik andererseits. Im Ergebnis zeigt sich, dass die bei Ford dargestellte scheinbar existentielle Verunsicherung keine radikale „Nötigung durch den Anderen“ ermöglicht, sondern sich letztlich im nostalgischen Rückblick auf im Laufe des Ersten Weltkriegs verlorene Standesprivilegien der englischen Oberschicht erschöpft.
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