Elsässische Romanistikprofessoren vor und im Ersten Weltkrieg

(mit einem Anhang einschlägiger Dokumente)

Frank-Rutger Hausmann

Straßburg im Elsass besitzt eine bis zum Jahr 1567 zurückreichende Universitätstradition. Die in diesem Jahr gegründete Akademie entwickelte sich bis 1621 zur Universität. Nach der Annexion Straßburgs durch Frankreich im Jahr 1681 blieb sie als städtische, deutsche und protestantische Universität erhalten, die jedoch in Konkurrenz zu einer katholischen Akademie vor Ort trat. Im Gefolge der Französischen Revolution wurde sie für aufgelöst erklärt, nach der napoleonischen Reorganisation des Bildungswesens in eine französischsprachige Académie umgewandelt, in der die Fakultäten weitgehend unverbunden nebeneinander standen.1

Die nach dem siegreichen Abschluss des Deutsch-Französischen Krieges und der Annexion des Elsass am 1. Mai 1872 eröffnete, ab 1877 als Kaiser-Wilhelms-Universität bezeichnete Straßburger Hochschule unterstand keinem deutschen Bundesstaat, sondern dem Reichskanzler. Statutenänderungen bedurften gar der Genehmigung des Kaisers. Die Professoren und sonstigen Lehrkräfte fühlten sich mehrheitlich „zum Einsatz für das Reich verbunden“, glaubten, „eine nationale Mission“ zu erfüllen. Gelegentlich wurde die Universität als „Reichsuniversität“, häufiger jedoch als „deutsche Universität“ bezeichnet. Über die Ausgestaltung dieser Universität war im Vorfeld ihrer Eröffnung intensiv diskutiert worden. Sie sollte an der neuen Grenze zu Frankreich als eine deutsche Modelluniversität entstehen, bei der alte Zöpfe abgeschnitten wurden. So wurde eine „Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät“ errichtet, die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer wurden aus der Philosophischen Fakultät herausgelöst, neue Fächer wie Pharmazie, Ägyptologie, Musikwissenschaft, Kunstwissenschaft, Christliche Archäologie, Anglistik, Geschichte und Staatsentwicklung der Vereinigten Staaten von Amerika usw. wurden erstmals mit Lehrstühlen ausgestattet.2 Nicht zu vergessen ist das monumentale Bauprogramm der 1870er und 1880er Jahre, dessen Ergebnisse noch heute zu bewundern sind.3

Leider wurden die elsässischen Wünsche4 an die neue Universität, wie sie der Mediziner Charles Schützenberger (1809–81) in einem Memorandum vom 30. April 1871 artikuliert hatte und die darauf hinausliefern, die intellektuellen Bedürfnisse der Elsässer (und Lothringer) stärker zu berücksichtigen als die „impatiences ultra-germaniques de quelques universitaires d’outre-Rhin“, nicht erfüllt. Sie hätten die Universität wieder in die Lage versetzt, als Vermittler zwischen Frankreich und Deutschland zu fungieren, was die alte Straßburger Universität so lange geleistet hatte. Doch die Stimmen des deutschen Nationalismus tönten zu laut. Immerhin hatte der Gründungsbeauftragte der neuen Universität, der badische Politiker Franz Freiherr von Roggenbach (1825–1907), sich mit Schützenbergers Vorschlägen beschäftigt und sich davon anregen lassen. In seinem Abschlussgutachten vom April 1872 empfahl er u. a. die Ernennung eines Professors für Französische Literaturgeschichte, nach Möglichkeit eines Franzosen, sowie die Möglichkeit für die einheimischen Dozenten, zumindest während der Anfangsjahre auf Französisch zu lehren. Auch der mit Roggenbach bekannte und einflussreiche Philosoph Wilhelm Dilthey (1833–1911) hatte in einem Entwurf einen Lehrstuhl für Romanistik empfohlen. Dass es schließlich zu zwei getrennten Lehrstühlen für Romanistik und Anglistik kam, Fächern, die bis dahin von einem Professor unterrichtet worden waren, ist auf das Geschick des Universitäts-Kurators Karl Ledderhose (1821–99) zurückzuführen. Er brachte das Reichskanzleramt dadurch in Zugzwang, dass er vorgab, mit dem Anglisten Bernhard ten Brink (1841–92)5 und dem Romanisten Carl Eduard Böhmer bereits Berufungsverhandlungen geführt zu haben, die kurz vor dem Abschluss stünden. Dabei kam ihm zugute, dass sich der zweite Lehrstuhl einige Jahre lang durch Umverteilung der Mittel finanzieren ließ.6

Da der jeweilige Inhaber des Straßburger Romanistiklehrstuhls, à tort ou à raison, die höchste wissenschaftliche Französischkompetenz im Elsass verkörperte,7 konnte er sich besonderer öffentlicher Aufmerksamkeit sicher sein, sowohl von elsässischer als auch von altdeutscher Seite. Nicht alle Berufenen8 haben die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt. So ist das Urteil über den ersten Lehrstuhlinhaber, Carl Eduard Böhmer (1827–1906; Straßburger Professor 1872–79),9 höchst kritisch, das über den dritten, Wilhelm Arnold Cloëtta (1857–1911; Straßburger Professor 1909–10), überwiegend negativ,10 das über den vierten, Oskar Schultz-Gora (1860–1942; Straßburger Professor 1911–18/19), zumindest ambivalent.11 Allein der zweite, Gustav Gröber (1844–1911), der die Straßburger Romanistik fast dreißig Jahre (1880–1909) lang vertrat,12 wird von allen, die seinen Namen erwähnen, als herausragender Repräsentant seines Fachs gewürdigt.13 Will man wissen, worauf dieses Lob gründet, lese man den Artikel, den Ernst Robert Curtius seinem verehrten Lehrer aus Anlass von dessen 100. Geburtstag am 4. Mai 1944 gewidmet hat. Darin stellt er nicht nur den weiten Horizont Gröbers heraus, sondern unterstreicht vor allem sein philosophisch untermauertes Methodenbewusstsein, das sich nicht nur, wie gelegentlich behauptet, an älteren Texten bewiesen habe.14 Seine Arbeiten dienten, so fährt Curtius fort, „einem Erkenntnisideal, welches die Ermittlung des empirischen und des historischen Tatbestandes nur als Vorstufe für eine genetische Ursachenforschung“ betrachte:

Es darf idealistisch heißen, indem es vom Lautlichen zum Geistigen, von der Empirie zur genetischen (und d. h. sowohl psychologischen wie kulturgeschichtlichen) Betrachtung aufsteigt. Aber es ist ein kritischer, d. h. der Grenzen des Erkennbaren bewußter, nicht ein spekulativer Idealismus. Er steht oberhalb der Debatten über Positivismus und in der Sprachwissenschaft (448).

Nach Friedrich Christian Diez (1794–1876) wurde Gröber zum bedeutendsten deutschsprachigen Romanisten des 19. Jahrhunderts, der eine große Zahl von Schülern anzog, darunter zahlreiche Elsässer, die, wie schon zuvor die Zürcher,15 die spezifisch „deutsche“ Romanistik offenbar höchst attraktiv fanden.

Betrachtet man die Liste der zuvor erwähnten Straßburger Romanistikprofessoren, so fällt auf, dass sich kein Elsässer darunter befindet. Das mag für die beiden ersten Lehrstuhlinhaber in der Gründungsphase des Fachs noch einleuchten, nicht jedoch für Gröbers und Cloëttas Nachfolge in den Jahren 1909 und 1910/11. Jetzt fehlte es nicht an elsässischen Kandidaten, die in Frage gekommen wären, und zudem alle Schüler Gröbers waren: Philipp August Becker (1862–1947) aus Mülhausen, Heinrich Schneegans (1863–1914),16 sein Vetter zweiten Grades Friedrich Eduard Schneegans (1867–1942), beide aus Straßburg, und Ernst Hoepffner (1879–1956) aus Runzenheim (Rountzenheim, Kanton Bischwiller).17 Alle waren Vertreter des protestantischen Bildungsbürgertums im Elsass, die drei Letztgenannten bezeichnenderweise Schüler des renommierten Protestantischen Gymnasiums in Straßburg, als dessen Scholarch (Unterrichtsinspektor) Hoepffner18 später (ab 1938) amtieren sollte.

Wie Craig darlegt, wurde von Elsässern, die nach Straßburg berufen werden sollten, zunächst eine Berufung an eine Universität im Alt-Reich (ersatzweise in Österreich oder der Schweiz) erwartet, was mit dem an allen deutschen Universitäten in der Regel beachteten Prinzip der Vermeidung von „Hausberufungen“ übereinstimmte.19 Alle zuvor Genannten konnten eine derartige Berufung oder Ernennung aufweisen: Becker war 1893 nach Budapest und 1905 nach Wien, Heinrich Schneegans 1898 nach Erlangen, 1900 nach Würzburg und 1908 nach Bonn berufen worden; Friedrich Eduard Schneegans, ursprünglich Französischlektor, war nach seiner Habilitation 1902 zum etatmäßigen außerordentlichen Professor in Heidelberg avanciert, und Ernst Hoepffner war 1911 Ordinarius in Jena geworden. Es muss also andere Gründe geben, die einer Berufung der Genannten im Weg standen, denen im Folgenden nachgegangen werden soll.

Gröbers Wunschkandidat für seine Nachfolge war Philipp August Becker, den er zwar promoviert, nicht jedoch habilitiert hatte (die Habilitation erfolgte 1890 durch Gottfried Baist [1853–1920] in Freiburg i. Br.). Ursula Hillen hat in ihrer Edition der Briefe, die Becker von Gröber erhalten hat, die Gründe dargelegt,20 die ihn aus dem Rennen um die Gröber-Nachfolge nahmen: Es war ein Plagiatsvorwurf, den der in Nürnberg und später in München tätige Gymnasialprofessor Arthur Ludwig Stiefel (1852–1915)21 gegen Beckers Geschichte der spanischen Literatur (Straßburg: Trübner, 1904) erhoben hatte.22 Becker, kein ausgewiesener Hispanist, hatte diesen Teil für die fünfbändige, ursprünglich auf Ungarisch erschienene Geschichte der Weltliteratur (Budapest 1903f.) auf Bitten des Herausgebers, seines Pester Kollegen Gustav Heinrich (1845–1922), verfasst und sich dabei an anderen spanischen Literaturgeschichten (vor allem von Adolf Friedrich Schack, Adolf Schaeffer, Ludwig Lemcke, Gottlieb Baist und George Ticknor) „orientiert“. Stiefel, ein eifriger und kundiger Rezensent, wiederholte seine vernichtende Kritik ein Jahr später im 10. Band der Kritischen Jahresberichte über die Fortschritte der Romanischen Philologie, woraus eine Passage wiedergegeben werden soll, da Hillen diese erneute Kritik nicht erwähnt:

philipp august becker schrieb eine spanische Literaturgeschichte, an der nichts sein Eigentum ist als die zahlreichen Stilblüten, die nichtssagenden Charakteristiken, die vielen Verstösse gegen Grammatik, Sprachgebrauch und Stil; alles übrige ist aus den Kompendien von Baist, Ticknor, Schack, Schäffer, Menendez y Pelayo u.s.w. zusammengetragen, aber leider nicht immer in freier Wiedergabe, sondern ausserordentlich häufig unter wörtlicher Benützung der Hilfsbücher, ohne dass diese ,Entlehnungen‘ kenntlich gemacht oder die Quellen angegeben wären. Dabei wimmelt das kleine Buch trotz der trefflichen Führer von Unrichtigkeiten aller Art. Diese Arbeitsweise muss um so mehr befremden, als Becker in seinen zahlreichen Rezensionen gegen hochverdiente Leistungen oft in den schärfsten Tonarten loszieht und seit ein paar Jahren auch ,in cosas de España‘ ein gewichtiges Wort mitzureden sucht.23

Becker legte Stiefels Kritik als einen persönlichen Racheakt aus, verfasste auch eine „Verteidigungsschrift“, die jedoch nicht im Druck erschien, da der Verlag Trübner ihm die Kosten der Drucklegung aufbürden wollte. Als Kandidat für Gröbers Nachfolge war er beschädigt, und so kam er nicht auf die erste Liste (sie umfasste auf Platz 1 Heinrich Schneegans, auf Platz 2 Heinrich Morf [1854–1923] und an dritter Stelle Carl Appel [1857–1934], die jedoch alle absagten). Auf der zweiten Liste stand er zunächst zwar an erster Stelle, wurde dann aber wegen der nicht ausgeräumten Vorwürfe wieder heruntergenommen, und selbst ein Minderheitsvotum seines Lehrers und Gönners Gröber, dem sich der Altgermanist Ernst Martin (1841–1910) anschloss, konnte ihn nicht rehabilitieren. Die Kommission setzte diesmal Wilhelm Cloëtta und Oskar Schultz-Gora an die erste und Karl Vossler (1872–1949) an die zweite Stelle. Berufen wurde, wie eingangs ausgeführt, der Schweizer Cloëtta (1884 von Vollmöller in Göttingen promoviert, 1893 wohl unhabilitiert nach Jena berufen), den die Studenten aber schon bald wegen seines Unterrichts- und Prüfungsstils ausbuhten und boykottierten, so dass er am 18. Oktober 1910 auf eigenen Wunsch emeritiert wurde. Als Grund des vorzeitigen Entpflichtungswunsches gab er ein Augenleiden an; er ist bereits am 24. September 1911 verstorben. Becker, seit 1905 Nachfolger des angesehenen Adolfo Mussafia (1835–1905) in Wien (den zweiten Listenplatz bei dieser Berufung erlangte Heinrich Schneegans, den dritten Karl Vossler), verlor infolge der Causa Stiefel offenbar sein Interesse an Straßburg oder galt dort auch 1911 noch als unberufbar; er nahm 1917 einen Ruf nach Leipzig an.24 Die Straßburger „Schmach“ hatte selbst Gröber nicht lindern können, der seinen Lieblingsschüler am 17.10.1909 zu trösten versuchte:

Daß mein Nachfolger nun Cloëtta geworden ist, dem ich in der neuen Woche das Seminar mit Bibliothek und Inventar zu übergeben haben werde, wird Ihnen bekannt geworden sein, ich werde dabei immer an den erhofften Nachfolger denken [müssen], der in seinem Heimathlande im Sinne desselben und der gefestigten Traditionen gewirkt haben würde und wohl kaum ersetzt werden wird. Mit Freuden hätte ich es wenigstens begrüßt, wenn ich durch Ihre Widerlegung der hier ohne weiteres und trotz meiner Einwände acceptierten Kritik Stiefels der Facultät die Nichtigkeit seiner Beweise hätte dartun und das Unrecht nachweisen können, das sie sich und dem Lande zugefügt hat. Schade, daß Sie sich mit Dr Gruiter [=Walter de Gruyter, seit 1907 alleiniger Eigentümer des Verlags Trübner] nicht haben verständigen können.25

Ganz anders verhielt es sich mit Heinrich Alfred Schneegans, der nach der Ablehnung eines Rufs nach Rostock am 23. Juni 1887 zum Ausgleich immerhin Straßburger Extraordinarius geworden war, was den damaligen akademischen Usancen entsprach. Die Ablehnung des Rostocker Rufs hatte er in einem Brief vom 23. Juni 1897 (Straßburg) an Hermann Suchier (1848–1914) in Halle mit materiellen, nicht mit lokalpatriotischen Argumenten begründet:

Sie werden sich gewiß auch gewundert haben, daß ich die selbständige Stellung in Mecklenburg der doch nicht ganz unabhängigen hier nicht vorgezogen habe. Die Gründe, die mich dazu veranlaßt haben, möchte ich bei dieser Gelegenheit doch nicht versäumen, Ihnen auseinander[zu]setzen, da ich Wert darauf lege, daß meine Handlungsweise nicht falsch beurteilt werde. Es liegt ja nahe anzunehmen, daß ich deshalb abgelehnt habe, weil ich Elsässer bin, und wie soviele meiner Landsleute meine Heimat nicht verlassen möchte. Und doch liegt die Sache bei mir ganz anders. Erstens bin ich Keiner von denen, die nichts Höheres achten als den Münsterturm des guten alten Straßburg, ich bin, dadurch, daß meine Eltern in Italien wohnen, vielleicht mehr dort zu Haus als in Straßburg, bin auch sonst sehr viel herumgekommen und hätte bei meiner großen Reiselust, sehr gern den mir bis dahin unbekannten Norden kennen gelernt. Leider waren aber die pecuniären Anerbietungen in Rostock so minimal, daß ich, der ich Familienvater bin und auf mein Gehalt oder Nebeneinkünfte angewiesen bin, ernstliche Bedenken von vorn herein haben mußte. Durch die große Thätigkeit, die ich hier in der Stadt neben meinem Lectoramt entwickelte, durch Abhalten aller möglichen Curse für Damen z.B. u.s.w. konnte ich mich über Wasser halten, in Rostock wäre das Alles weggefallen, und wäre ich auf das Gehalt allein angewiesen gewesen.26

Den Rostocker Ruf auf den Lehrstuhl von Karl Bartsch (1832–88), der zwischenzeitlich mit dem Germanisten Reinhold Bechstein (1833–1894) besetzt worden war, nahm 1897 übrigens mit Rudolf Zenker (1862–1941) ein weiterer Gröber-Schüler an, der allerdings von Schneegans 1899 während seines kurzfristigen Erlanger Ordinariats dort habilitiert worden war.

Ein Straßburger Ordinariat war jedoch eine ganz andere Verlockung und zugleich Herausforderung als ein Ruf ins ferne Rostock. Da der erste, von französisch gesonnenen Elsässern als „Kollaborateur“ getadelte Rektor der „deutschen“ Straßburger Universität, der Theologe Johann Friedrich Bruch (1792–1874), Schneegans’ Großvater mütterlicherseits gewesen war,27 verfügte er über gute Beziehungen vor Ort, und so ist es kein Wunder, dass ihm, dem bereits dreimal an andere Universitäten Berufenen und im Fach Hochangesehenen, als erstem die Gröber-Nachfolge angetragen wurde. Er lehnte sie überraschenderweise ab, nicht zuletzt weil er kurz zuvor (7. Dezember 1908) die Sukzession Wendelin Foersters (1844–1915) in Bonn angetreten hatte. Vermutlich gab es schon damals Sperrfristen, zumal beide Universitäten preußisch waren. Craig betont jedoch das besondere Interesse des Ministeriums an Schneegans’ Berufung, das nicht auf der Einhaltung von Fristen bestanden habe, weil dieser im Unterschied zu anderen Elsässern als deutschfreundlich gegolten habe. Er habe jedoch abgelehnt, weil er der Meinung gewesen sei, ein deutschfreundlicher Elsässer, der in Straßburg französische Literatur lehre, würde es allzu schwer haben.28

Da Schneegans von Beckers gescheiterten Straßburger Ambitionen wusste und mit ihm eng befreundet war, war er angesichts seines eigenen Erfolgs in einem gewissen Dilemma. Er versuchte, es mit dem folgenden Brief (Bonn, 19.7.1909) zu lösen, wobei er den an ihn ergangenen Ruf herunterspielte und von dem Zweitplatzierten Heinrich Morf, dem Drittplatzierten Carl Appel und anderen Kandidaten plauderte:

Besten Dank für Deine freundlichen Zeilen. Ich hätte Dir schon früher geschrieben, aber die Einrichtung des neuen Hauses neben den sonstigen Berufsarbeiten nahm mich so sehr in Anspruch, daß ich nicht zum Schreiben kam. Daß Morf in Str[aßburg] ablehnte, hat mich nicht so sehr gewundert, seitdem ich ihn in Frankfurt als König der Academie und von allen Seiten so sehr geschätzt gesehn habe. Bei Appel dagegen hat es mich gewundert. Auch seine hiesigen Freunde sagten mit Bestimmtheit, er sehne sich nach dem Westen! Im Ministerium rechnete man auch bestimmt mit seiner Annahme. Was wird ihn bewogen haben, in Br[eslau] zu bleiben? Vielleicht der Umstand, daß er sehr angesehen und beliebt dort war, vielleicht auch das Bewußtsein, daß er für Str[aßburg] zu wenig Neufranz. konnte. In letzter Zeit erschienen in der Presse Artikel, die gegen Gröber gerichtet waren und sich über seine mangelhafte Kenntnis des Neufranz. aufhielten. Vielleicht wird er davon gehört haben und Angst auch für sich bekommen haben. Oder sollte ihn Tobler für Berlin haben wollen? Er ist ja Tobler’s Schüler. – Chi lo sa? Was jetzt wird, ist mir ganz unbekannt. Ich hatte seiner Zeit noch bevor die Sache an mich kam, Gröber dringend gebeten Dich auf die Liste zu setzen, und ich weiß, daß er es gerne getan hätte, aber von Seiten der Facultät, ich weiß nicht von wem, erfuhr er Widerspruch. Ich glaube, daß es die Kaibel’sche Geschichte29 ist, die man Dir nachträgt. Würdest Du denn Str[aßburg] annehmen? Ich glaube doch gewiß? Wenn du willst, schreibe ich Koeppel und Ziegler deshalb. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß wenn eine neue Liste gemacht wird, wohl erst für den Sommer, Du die besten Chancen hättest. Gr[öber] hat ja früher auch an M[eyer]-L[übke] gedacht, aber seitdem er Würzburg abgelehnt hat und in Wien zurückgehalten worden ist, hat er es, glaube ich, für unmöglich gehalten, daß er noch käme. Er wird aber wohl direkt mit M. L. darüber correspondirt haben. Zenker und Voretzsch würden nie in Betracht kommen, eher Behrens oder gar Vossler.30

Während von Becker keine pro-elsässischen Äußerungen überliefert sind, war Schneegans ein überzeugter Elsässer und zugleich anerkannter elsässischer Mundartdichter, dessen Theaterstück Der Pfingschtmondâa vun hütt ze Dâa als Gegenstück zu Johann Georg Daniel Arnolds Pfingsmontag (1816) wie auch sein Einakter Was d’r Steckelburjer vun d’r Université saaue, anlässlich des 25. Geburtstags der Universität im Jahr 1897 aufgeführt, besonders hervorzuheben sind.31 So sehr Schneegans seine Heimat liebte, war er doch Realist und hatte sich mit der deutschen Annexion abgefunden. Vermutlich war ihm sein Vater Carl August (1835–98) dabei Vorbild. Der Überzeugung nach Autonomist, war dieser 1871 zunächst Deputierter der in Bordeaux tagenden französischen Nationalversammlung geworden, hatte noch im gleichen Jahr die Redaktion des iberalen Journal de Lyon in der titelgebenden Stadt übernommen, war aber nach der französischen Niederlage nach Straßburg zurückgekehrt und in deutschen Dienst getreten. Ab 1877 gehörte er dem „Oberkonsistorium der Evangelischen Kirche Augsburger Konfession von Elsaß und Lothringen“ an, amtierte eine Zeitlang als Ministerialrat in der Abteilung des Inneren der neuen Regierung für Elsaß-Lothringen und wurde 1880 deutscher Konsul in Messina, 1888 Generalkonsul in Genua.32 Sein Sohn Heinrich, der als Kind die Belagerung seiner Vaterstadt durch die Preußen miterlebt hatte, war kosmopolitisch erzogen und dreisprachig, denn er hatte Schulen in Lyon, Straßburg und Messina besucht, ehe er 1883 am Protestantischen Gymnasium in Straßburg das Abitur ablegte. Außer romanistischen und literarischen Arbeiten, z.T. in Elsässerdeutsch, hatte er sich auch politisch geäußert, wobei seine Aufsätze „Die gegenwärtige Stimmung des Reichslandes“ (1900) bzw. „Die Aufhebung des Diktaturparagraphen“ (1902) besonders aufschlussreich sind. In beiden betont er den deutschen Wunsch, mit Frankreich in Frieden zu leben, und lobt zugleich die allmähliche Gleichstellung der Elsässer mit den anderen Bürgern des Deutschen Reichs, auch wenn diese nicht unumstritten war. Ein elsässischer Bundesstaat mit einheimischer Dynastie im Verband des Deutschen Reichs dünkte ihn langfristig die beste Lösung, um dieses Ziel zu erreichen.33 Wenn er sich als im Altreich lebender und lehrender Elsässer (sein Freund Becker spricht von einem „freiwilligen Exil“)34 scheinbar in eine neutrale Beobachterrolle begab und die politische Auffassung der „guten Elsässer“ dahingehend charakterisierte, sie wollten weder protestlerisch französisch noch offen reichsdeutsch, sondern streng partikularistisch für sich bleiben, so dürfte das auch seiner eigenen, autonomistisch angehauchten Meinung entsprochen haben, zu der er sich jedoch als loyaler deutscher Beamter nicht eindeutig bekannte. Man könnte ihn, wie schon seinen Vater, einen „Vernunftdeutschen“ nennen. Anzumerken bleibt, dass es auch zwei seiner drei Brüder auf Dauer nach Deutschland zog, Gustav35 und Alfons (Alphons).36

Schneegans, 1863 als Franzose geboren und durch die Option seines Vaters für Frankreich im Jahr 1872, die auch die unmündigen fünf Kinder mit einbezog, zunächst (bis 1874) weiterhin Franzose,37 wurde der viele Elsässer bewegende Loyalitätskonflikt, den der Ausbruch des Ersten Weltkriegs hervorrief, durch seinen frühen Tod am 6. Oktober 1914 in Bonn erspart. Bei seinem in Heidelberg lehrenden Vetter Friedrich Eduard hingegen erzeugte der Weltkrieg ein schier unlösbares Gewissensproblem. Friedrich Eduard, der sich später nur noch Frédéric-Edouard nennen sollte, war knapp vier Jahre jünger als sein Vetter Heinrich, in dessen romanistischem Schatten er lange stand. Sein Vater Karl-Friedrich (Charles-Frédéric; 1822–90)38 war der letzte Direktor des ehrwürdigen Straßburger Protestantischen Gymnasiums vor 1871 gewesen, und an diesem Gymnasium legte der Sohn 1885 die Reifeprüfung ab, studierte Klassische und Romanische Philologie in seiner Vaterstadt und schloss 1891 das Studium mit Staatsexamen und Promotion bei Gustav Gröber ab. Ein Jahr später, nachdem er an der Hamburgischen Gelehrtenschule sein Seminarjahr absolviert hatte, wurde er Französischlektor in Heidelberg, wo er sich, von Fritz Neumann (1854–1934) betreut, am 1. Mai 1897 habilitierte. Am 16. November 1900 wurde er außerordentlicher, am 23. Juli 1902 etatmäßiger außerordentlicher Professor. Seine wissenschaftlichen Arbeiten waren bis dahin ausschließlich mediävistisch. Er konnte und wollte den Gröber-Schüler nicht verleugnen. Nach Gröbers Tod übernahm er die Herausgabe der „Bibliotheca Romanica“. Im Jahr 1903 heiratete er Anna Lichtenberger, die Tochter des Sorbonne-Germanisten Charles-Ernest Lichtenberger (1847–1913) und Spross einer bedeutenden elsässischen Familie, die trotz ihrer ursprünglich deutschen Herkunft (die Vorfahren waren aus Sachsen ins Elsass zugewandert) nach 1872 geschlossen nach Frankreich übergesiedelt war.

Schneegans zeigte nach Meinung einiger Fachkollegen, wir schreiben inzwischen das Jahr 1915, allzu pro-französische Neigungen, und man verdächtigte ihn der Spionage, da er sich um französische Kriegsgefangene kümmerte, die in der Volksschule Sandgasse in der Heidelberger Altstadt untergebracht waren. Der Theologe und Philosoph Ernst Troeltsch (1865–1923), Vorstand des Lazaretts, hielt es für nötig, ihn bei seinen Lazarett-Besuchen von einer Militärperson begleiten zu lassen. Dies führte zu einem tiefen Zerwürfnis mit dem seit 1903 aus Gesundheitsgründen beurlaubten Nationalökonomen und Soziologen Max Weber (1864–1920), der Troeltsch Chauvinismus und unehrenhaftes Verhalten vorwarf und auf Dauer seine Beziehungen zu ihm abbrach. Man muss diese Vorgeschichte kennen, um die Zuspitzung der folgenden Ereignisse zu verstehen.39

Am 1. Juli 1915 bat Schneegans zur größten Überraschung seiner Kollegen40 und der Heidelberger Universitätsspitze das Großherzoglich Badische Ministerium des Kultus und Unterrichts in Karlsruhe um Entlassung aus dem Staatsdienst, da er mit seiner Familie in die Schweiz übersiedeln wolle, um dort eine Stelle als Gymnasialprofessor anzunehmen. Dieser zu diesem Zeitpunkt ungewöhnliche Antrag sorgte nicht nur in der Heidelberger Universität, sondern noch mehr im Ministerium für allergrößte Aufregung, da ein derartiger Schritt, sobald er bekannt wurde, im Inland, aber besonders im feindlichen Ausland, zu unvorhersehbaren Reaktionen führen konnte. Der Hochschuldezernent Victor von Schwoerer (1865–1943) ersuchte auf Drängen des Heidelberger Prorektors, des Theologen Johannes Bauer (1860–1933), die Philosophische Fakultät und den engeren Senat um Aufklärung, ob disziplinarische Maßnahmen einzuleiten seien. Die Fakultät (Sitzung vom 12. Juli) betonte in ihrer Stellungnahme zwar die persönliche Integrität von Schneegans, warnte jedoch zugleich vor den politischen Folgen, die aus der Übersiedlung entstehen könnten [Dok. I]. Bauer fasste die Stellungnahmen von Engerem Senat und Fakultät in einem Brief vom 20. Juli 1915 an von Schwoerer zusammen und gab eine folgenschwere Empfehlung:

Den einstimmig gefaßten Beschluß in Sachen Schn[eegans] erhalten Sie gleichzeitig.41 Sie sehen, daß wir uns bestimmt ausdrücken, daß Gefahr vorhanden ist, daß Schn[eegans] die Reise in die Schw[eiz] eventuell unter dem Druck seiner Verwandten in deutsch-feindlichem Sinn benutzen wird. Mehr als dies können wir nicht sagen. Es ist nun Ihre Sache, Entscheidungen über die zu ergreifenden Maßnahmen zu treffen. Darüber steht uns kein Urteil zu. Nun wurde gestern in der Sitzung, in der der von mir formulierte Antrag ohne große Debatte und ohne Änderung angenommen wurde, der Wunsch ausgesprochen, ich möchte Ihnen privatim noch mitteilen, daß man gehört hat, Schn[eegans] wolle am 1. August schon umsiedeln, mit Sack und Pack. Ob dies richtig ist, weiß ich nicht. Aber da Schn[eegans] bis zum 1. Oktober noch Beamter ist, dürfte es vielleicht angezeigt sein, ihm den Paß zu verweigern.42

Die Pässe wurden allen Familienmitgliedern (jedoch unabhängig von Bauers Stellungnahme) auf Veranlassung des Generalkommandos durch das Bezirksamt Heidelberg am 24. Juli abgenommen. Die Familie, zu der auch Schneegans’ Mutter gehörte, verließ Heidelberg im August, möglicherweise um Abstand zu gewinnen, und ging zunächst nach Schonach bei Triberg, Ende September nach Baden-Baden. An sie gerichtete Post wurde zensiert, z.T. auch einbehalten, Polizei und Militär (XIV. Armeekorps, Stellvertretendes Generalkommando) arbeiteten bei der Überwachung eng zusammen.

Für Schneegans setzte sich besonders Max Weber (1864–1920) ein, was nach dem Streit mit Troeltsch nicht weiter verwundert. Weber konnte jedoch weder den Leiter des Bezirksamtes Heidelberg, Karl Philipp Jolly (1857–1923), immerhin seinen Vetter43, Unterredung vom 12. Oktober 1915, [Dok. II], noch die Heidelberger Philosophische Fakultät umstimmen. Sie erneuerte ihr Votum am 26. Oktober d. J. und stellte sich zugleich auf den für sie bequemen Standpunkt, da Schneegans seit dem 1. Oktober der Universität nicht mehr angehöre, gehe sie die ganze Sache auch nichts weiter an.44 Erst nach langem Hin und Her und nachdem Schneegans eine feste Stelle in Neuchâtel erhalten hatte,45 durfte er am 8. März 1916 mit seiner Familie legal in die Schweiz übersiedeln.46 Seine Ausreise wäre fast noch gescheitert, weil die „Zentralpolizeistelle des Ministeriums für Elsaß-Lothringen“ in Straßburg am 3. März 1916 beim Stellv. Generalkommando des XIV. Armee-Korps unter Berufung auf eine Auslands-Elsässer betreffende „Kaiserliche Verordnung“ vom 1. Februar d. J. geltend machte, Schneegans dürfe nur ausreisen, wenn er zuvor seine Entlassung aus der deutschen Staatsbürgerschaft beantrage, wodurch er staatenlos geworden wäre und in seiner neuen Heimat Schwierigkeiten bei der Berufsausübung bekommen hätte. Das Stellv. Generalkommando hielt die Kaiserliche Verordnung jedoch nicht für anwendbar, und man ließ Schneegans mitsamt seiner Familie ziehen.47 Es erstaunt, dass sich Schneegans trotz dieser zahlreichen Widrigkeiten noch 1917, jetzt mit der Bezeichnung „Prof. Neuenburg“, in Kürschners Deutschen Literatur-Kalender (Sp. 1508) aufnehmen ließ. Wollte er doch nicht alle Brücken zur deutschen Wissenschaft abbrechen?

Max Weber hatte Schneegans’ Sache von Beginn an zu seiner eigenen gemacht, wobei er außerordentliche Zivilcourage bewies, da er den Militärbehörden trotzte [Dok. V]. Inmitten der allgemeinen Kriegshysterie erscheint er wie ein Prediger in der Wüste. An Heinrich Rickert (1863–1936) schrieb er Ende Januar 1916, er gedenke nicht zu schweigen, und sei es um den Preis seines Ausscheidens aus der Fakultät.48 Außer Max Weber49 engagierten sich namentlich der Kultur- und Wirtschaftshistoriker Eberhard Gothein (1853–1923) [Dok. III] sowie der Theologe Hans von Schubert (1859–1931) [Dok. IV] für Schneegans, deren Sondervoten zum Bericht Bauers nebst den bereits zitierten Dokumenten diesen Fall aus erweiterter Perspektive beleuchten.50 Es gab also auch während des Kriegs couragierte Professoren, die sich in ihrem Rechtsempfinden nicht von nationalem Pathos blenden ließen! An feindseligen Stimmen sei hingegen der Theologe Ludwig Lemme (1847–1927) zitiert:

Es war doch recht beklemmend, in diesem Kriege wieder zu beobachten, wie in manchen Mischehen deutscher Männer mit französischen … Frauen die deutsche Gutmütigkeit französischer Leidenschaftlichkeit … gegenüber das angeblich stärkere Geschlecht zum schwächeren Teil der Ehe stempelte. Wo war da der Charakter?51

Selbst „Sippenhaft“ schien damals möglich. Als im Mai 1917 Schneegans’ entfernter Dresdner Vetter Alfons, der Bruder des verstorbenen Bonner Romanisten, seine kranke Mutter in Thun besuchen wollte, geriet er wegen der Namensgleichheit in Schwierigkeiten. Er räumte sie dadurch aus, dass er den Polizei- und Grenzschutzbehörden mitteilte, er sei noch nie in Heidelberg gewesen, kenne zwar den dortigen Verwandten seit seiner Jugendzeit, habe ihn aber seit den achtziger Jahren nicht mehr gesehen und wisse nichts von ihm, da sie nicht miteinander korrespondierten.52 Er endete: „Wie ich gehört habe, soll derselbe wegen undeutscher Gesinnung abgesetzt worden sein, wer mir aber dies erzählte, weiss ich nicht mehr“.53

Unmittelbar nach Kriegsende kehrte Friedrich Eduard Schneegans aus der Schweiz ins Elsaß zurück und wurde zunächst als Französischlehrer an seiner alten Schule, dem Protestantischen Gymnasium, eingestellt. Als 1926 der Lehrstuhl für französische Literatur des Mittelalters und der Renaissance, den zuvor der renommierte Gustave Cohen (1879–1958) innegehabt hatte, frei wurde, übertrug man Schneegans zunächst für zwei Jahre die Vertretung, bis er dann Cohens offizieller Nachfolger wurde. Im Jahr 1936 wurde er emeritiert.54

Wenden wir uns zum Schluss dem vierten Gröber-Schüler, Ernst Hoepffner, zu. Der Sohn eines protestantischen Pfarrers aus Runzenheim war 1903 von Gröber promoviert, 1906 habilitiert worden, kam aber als Straßburger Privatdozent schwerlich für den Gröber-Lehrstuhl in Frage (Vermeidung von Hausberufungen). Im Todesjahr seines Lehrers wurde er nach Jena geholt; ein Jahr später übernahm er als sein Nachfolger die Herausgeberschaft der angesehenen Zeitschrift für romanische Philologie.55 Sein weiterer Werdegang ist für unser Thema insofern aufschlussreich, als er gut einen Monat (15. Dezember 1918) nach dem Waffenstillstand vom 11. November um seine Entlassung als Jenenser Professor bat [Dok. VI] und nach Straßburg zurückkehrte, wo ihm ein Lehrstuhl für französische Sprache und Literatur übertragen wurde, den er bis 1948 innehatte.56 Er hielt sich zum Zeitpunkt seiner „Kündigung“ noch in Jena auf und argumentierte, etwas verklausuliert, wie folgt: Bliebe er in Jena, komme das einer Option für Deutschland gleich mit der Konsequenz, dass er nie mehr ins Elsass zurückkehren dürfe. Mit seiner Rückkehr nach Straßburg werde er hingegen automatisch Franzose, könne am Wiederaufbau seiner Heimat mitwirken und deren „elsässische Eigenart“ zu bewahren helfen.

In dem „Éloge funèbre“ vom 26. Oktober 1956, der den Mittelalterhistoriker Charles-Edmond Perrin (1887–1974), Vizepräsident der Académie des Inscriptions et Belles Lettres, zum Verfasser hat, wird Hoepffners Schritt etwas anders dargestellt:57

La victoire des Alliés en 1918 permit à Ernest Hoepffner de rentrer en Alsace et de réaliser son vœu le plus cher: dès 1919 il était nommé professeur de philologie romane à la Faculté des Lettres de l’Université française de Strasbourg; il devait y enseigner jusqu’en 1948, date à laquelle il sollicita sa mise à la retraite. C’est dire que pendant près de trente ans, il a partagé les destinées de sa Faculté dans la bonne comme dans la mauvaise fortune […]. La mauvaise fortune valut à Ernest Hoepffner des épreuves particulièrement pénibles. Replié à Clermont avec sa Faculté, coupé de l’Alsace, privé de sa riche bibliothèque personnelle, il continua à mener sa vie laborieuse de professeur et de savant; surveillé par l’occupant, guetté par la Gestapo, il fut emprisonné durant quelques jours lors des tragiques événements qui, en novembre 1943, mirent en deuil l’Université de Strasbourg (397–8).

Auch die Tatsache, daß sein drei Jahre jüngerer Bruder Robert (1882–1972), von Hause aus Rechtsanwalt, 1914 als Frankophiler verhaftet und mit seiner Familie bis zum Kriegsende nach Kassel verbannt wurde,58 spricht für die profranzösische Grundeinstellung der Brüder, die zu äußern karrierehemmend war. Doch während Friedrich Eduard Schneegans mit seinem mutigen Amtsverzicht mitten im Krieg für sich und seine Familie ein hohes Risiko einging und nur dank der Fürsprache einflussreicher Kollegen sowie des Stellenangebots aus Neuchâtel in die Schweiz gelangte, wartete Ernst (hinfort Ernest) Hoepffner das Kriegsende ab, um sich dann für das siegreiche Frankreich und gegen das besiegte Deutschland zu entscheiden. Ein Schelm, wer dabei an Opportunismus denkt! Es war allerdings das Schicksal zahlreicher Elsässer, die zwischen Frankreich und Deutschland hin- und her gerissen wurden, als illoyal oder undankbar zu erscheinen.

Hoepffner wurde seine Entscheidung vermutlich dadurch erleichtert, dass eine französische Kommission unter Leitung des aus Beblenheim stammenden und an der Sorbonne lehrenden Historikers Christian Pfister (1857–1933), die Ende 1917 vom französischen Kriegsministerium eingesetzt worden war, vorgeschlagen hatte, allen alt-elsässischen Straßburger Professoren ihre Professuren zu belassen, um böses Blut zu vermeiden. Aus dem gleichen Grund wurde auch drei an innerdeutschen Universitäten lehrenden Elsässern Straßburger Professuren angeboten, darunter Hoepffner.59 So konnte er an dem mit viel Pomp am 22. November 1919 begangenen Festakt teilnehmen, an dem neben lokaler Straßburger Prominenz aus Politik und Wissenschaft auch der französische Staatspräsident Raymond Poincaré und die Marschälle Joffre, Foch und Pétain zugegen waren, um die Université française de Strasbourg einzuweihen. Nach jetzt offizieller Auffassung handelte es sich nicht um eine Neugründung, sondern, nach neunundvierzig Jahren, sollte endlich der Beginn der Vorlesungen von 1870 (sic) gefeiert werden.60 Die „altdeutschen“ Professoren waren längst des Landes verwiesen worden; eine nicht geringe Zahl hatte Zuflucht in Freiburg i. Br. gefunden. So heißt es von Cloëttas Nachfolger Schultz-Gora:

Seine Trauer um das unglückliche Vaterland sollte noch durch die Bitternis seines persönlichen Schicksals verschärft werden. Aus Straßburg ausgewiesen und heimatlos geworden, hat er sich mit seiner Familie eine Zeit lang in Freiburg im Breisgau aufgehalten. Dort erhielt er den Ruf auf das durch den Weggang von Ernst Hoepffner erledigte Ordinariat in Jena, und hier fand er neuen Lehrstuhl und neue Heimat, der er bis an sein Lebensende treu geblieben ist.61

Schultz-Gora hatte demnach Glück im Unglück, denn er profitierte von Hoepffners Jenenser Amtsverzicht, ohne den er vermutlich noch einige Zeit auf eine Berufung hätte warten und materielle Bedrückung erdulden müssen.

Hoepffner fühlte sich in Straßburg sogleich sehr wohl, und als Gustave Cohen an die Sorbonne gewechselt war, schrieb er ihm (2.2.1926), ob er sich dort nicht überarbeite. Er selber ziehe seine paar Dutzend Straßburger Studenten den Hunderten in Paris vor, denn mit einer so großen Zahl könne man kaum in persönlichen Kontakt treten.62 Hoepffner war rasch zu einem hundertprozentigen Franzosen geworden, der offenbar auch keine Kontakte mehr zu deutschen Kollegen unterhielt. In der ihm 1949 gewidmeten Festschrift63 findet sich unter den Subskribenten zwar die Freiburger Universitätsbibliothek, jedoch kein einziger deutscher Romanist, es sei denn, man wolle den in Baltimore (Johns Hopkins) lehrenden Emigranten Leo Spitzer (1887–1960) noch zu diesem Kreis zählen. Möglich, dass es 1949 noch zu früh für eine Rehabilitierung deutscher Romanisten in einer französischen Festschrift war. Möglich auch, dass die von Gestapo und Wehrmacht am 25. November 1943 gegen die nach Clermont-Ferrand evakuierte Université de Strasbourg durchgeführten Durchsuchungen und Verhaftungen, die Hoepffner miterleben musste (er wurde für eine Woche in Haft genommen),64 sein Deutschlandbild nachhaltig getrübt hatten, doch das Fehlen deutscher Kollegen in der ihm gewidmeten Festschrift ist dennoch auffällig. Interessant ist der Hinweis des Romanisten Friedrich Schürr (1888–1980), der von 1915–18 Italienischlektor in Straßburg, und von 1941–44 Romanistikordinarius an der (zweiten) „Reichsuniversität“ Straßburg gewesen war. In seinen Erinnerungen berichtet er von einer Begegnung mit Hoepffner nach dem Krieg, die er leider nicht genau datiert: „Noch nach Jahren erklärte mir mein Nachfolger auf dem Lehrstuhl in Straßburg, als ich ihn auf einem Romanistenkongreß traf, spontan: ,Vous n’avez pas laissé de mauvais souvenirs à Strasbourg‘. Schön, wir haben keine schlechten Erinnerungen in Straßburg hinterlassen, wohl aber unsere ganze Einrichtung“.65 Diese Bemerkung ist nicht nur wegen des Schlusssatzes deplatziert, sondern vor allem deshalb, weil Hoepffner nie sein Vorgänger gewesen war und erst Ende 1944 an seinen angestammten Platz hatte zurückkehren können.

Erwähnen wir zum Abschluss, dass andere Gröber-Schüler wie Heinrich Gelzer (1883–1945; 1908 von Gröber promoviert, 1913 in Jena von Ernst Hoepffner habilitiert) oder Ernst Robert Curtius (1886–1956, 1910 von Gröber promoviert, 1913 von Heinrich Schneegans in Bonn habilitiert) aufgrund ihres Alters nicht für eine Gröber-Nachfolge in Frage kamen, da nach 1911 in Straßburg keine romanistische Vakanz mehr auftrat. Das hier berichtete Schicksal der vier Gröber-Schüler spiegelt gut das Dilemma deutsch sozialisierter elsässischer Wissenschaftler in der Zeit vor und im Ersten Weltkrieg: Ihnen wurden weitreichende Entscheidungen für oder gegen Deutschland bzw. Frankreich abverlangt, die auch für ihr berufliches Schicksal entscheidend waren. Wer wie Friedrich Eduard Schneegans und Ernst Hoepffner für Frankreich optierte, entschied sich letztlich auch gegen eine mehrsprachige Romanistik nach deutschem Modell, die sowohl Textphilologie als auch Literatur- und Sprachgeschichte mehrerer romanischer Sprachen ohne epochale Bindung implizierte, wohingegen sie sich im wieder französisch gewordenen Strasbourg fast ausschließlich mit französischer Literatur des Mittelalters und der Renaissance zu befassen hatten, was ihren Neigungen offensichtlich entgegenkam.

Dokumentenanhang66

I.

Dokument

Abschrift.

Universität Heidelberg.

Heidelberg, den 16. Juli 1915.

Philosophische Fakultät.

An den engeren Senat.

Den a.o. Prof. Dr. Schneegans betr.

Auf die uns vom engeren Senat zugewiesene Anfrage des Gr. Ministeriums vom 10.ds.Mts. beehrt sich die Fakultät auf Grund der Besprechung in einer Sitzung das Folgende zu antworten.

Die Fakultät ist durch das Entlassungsgesuch von Prof. Schneegans vollkommen überrascht worden; auch privatim hat dieser erst am vorhergehenden Tage dem ihm befreundeten Fachkollegen F. Neumann von seiner Absicht Mitteilung gemacht. Irgend welche Misshelligkeiten oder Auseinandersetzungen mit der Fakultät liegen dem Entlassungsgesuch nicht zu Grunde. S. hat in dem beiliegenden Brief an mich, der seine offizielle Mitteilung über das Gesuch begleitete, als Grund angegeben: die Rücksicht auf seine aus Frankreich stammende Frau, die unter den Schwierigkeiten der Lage seit dem Ausbruch des Krieges seelisch sehr gelitten habe, und den Wunsch, durch die Uebersiedlung in die Schweiz ihr und den Seinigen noch schwerere Konflikte zu ersparen. In demselben Sinne hat er sich zu den Herren Gothein, F. Neumann und C. Neumann ausgesprochen.

S. ist von der Fakultät als Persönlichkeit und als Gelehrter und Lehrer geachtet und geschätzt worden; die Fakultät hat ihre Hochschätzung noch im letztvergangenen Jahr dadurch kundgegeben, dass ihm auf ihren Antrag die Hälfte der Jubiläumsstiftung verliehen worden ist. Er hat auch das Vertrauen der Nichtordinarien genossen, die ihn zu ihrem Vertreter gewählt haben. Um so peinlicher ist // daher die Fakultät durch den jetzigen Schritt berührt.

Die Frage des Entlassungsgesuches und der nach seiner Genehmigung sich anschliessenden Auswanderung des Prof. Schneegans darf nicht allein von der persönlichen Seite der Angelegenheit als ein menschlich begreiflicher Konflikt beurteilt, sondern muss vor allem auch unter dem Gesichtspunkt seiner politischen Folgen erwogen werden. Die Familie Schneegans gehört zu den ersten elsässischen Familien, die sich seiner Zeit auf den Boden des Frankfurter Friedens gestellt haben; ein Vetter des Vaters von Prof. S., der spätere Generalkonsul August Schneegans, noch 1871 Deputierter in Bordeaux, trat zuerst von den Elsässern in engere Beziehungen zu Bismarck und führte sich und seine Gesinnungsgenossen im Jahre 1877 im Reichstage mit den Worten ein: „Wir treten vor Sie als deutsche Abgeordnete eines deutschen Landes“. Eine ähnlich politische Stellung hat auch sein Vetter, der Justizrat Ferdinand Schneegans, eingenommen. Umsomehr Aufsehen würde es auch im Auslande erregen, wenn jetzt während des Krieges, der über die Zukunft Elsass-Lothringens für immer entscheiden wird, ein deutscher Hochschullehrer dieser Familie das Reich aus dem zugestandenen Grunde verlässt, dass er seinen deutsch empfindenden Kindern nicht eine ausgesprochene deutsche Erziehung geben will und dass er damit einen Schritt tut, dessen Wirkung in der Folge voraussichtlich die Aufgabe des deutschen Staatsbürgerrechtes für ihn und seine Nachkommen sein wird. Während des Krieges kann es nicht ausbleiben, dass die französische Presse den Vorfall als einen Triumph ihres Landes und als eine Niederlage des deutschen Gedankens im Elsass ausbeuten wird; schon das Erscheinen von S. in der Schweiz würde voraussichtlich auch der welsch-schweizerischen Presse bei deren bekannter Haltung Anlass zu unerwünschten Kommentaren geben, die, abgesehen von allem anderen, auch dem Ansehen der Universität Heidelberg wenig förderlich sein würden.

Es ist gewiss von Herrn Prof. S. nach seiner ganzen Art zu erwarten, dass er persönlich keinen Anteil an einer solchen Ausbeutung seines Schrittes nehmen würde; wenn er auch mit der oben erwähnten Haltung seiner weiteren Familie niemals übereingestimmt und mit der Zeit immer reservierter sich verhalten hat, so hat er sich doch nur in ethischen und kulturellen Bestrebungen kosmopolitischer und pazifistischer Natur betätigt, die seiner innersten Gesinnung entsprechen; er hat sich auch vertraulich ausdrücklich dahin geäussert, dass seine Uebersiedlung in die Schweiz von ihm nicht als eine Einleitung zur Uebersiedlung nach Frankreich gedacht sei. Dagegen hat die Fakultät pflichtmässig mitzuteilen, dass der Entschluss zu dem Entlassungsgesuch auf den Einfluss seiner leidenschaftlich als Französin empfindenden Frau zurückgeht. Sie entstammt der bekannten elsässischen Gelehrten- und Schriftstellerfamilie Lichtenberger, die äusserlich und innerlich für Frankreich optiert hat. Wenngleich einzelne Glieder dieser Familie auch als Vermittler der französischen und deutschen Kultur (wenngleich in einem uns innerlich nicht geneigten Sinne) aufgetreten sind, so hat gegenwärtig doch André Lichtenberger, Vetter von Frau S. und Nachfolger ihres Vaters an der Sorbonne, mit mehrfachen nach den Zeitungsnachrichten sehr deutschfeindlichen Angriffen während des Krieges gezeigt, welcher Geist in der Familie lebt, die sich leider in diesem Konflikt deutsch-elsässischer und französisch-elsässischer Gesinnung als die stärkere und bestimmendere erwiesen hat.

gez. A. Hettner.67

II.

Abschrift

Heidelberg, den 6. September 1915.

An Gr. Bezirksamt Heidelberg.

Dem bisherigen etatmäßigen a. o. Professor Dr. Ed. Schneegans, bisher hier, jetzt Schonach b. Triberg, welcher nebst Familie, nach der Schweiz zu übersiedeln beabsichtigt sind s.Zt. hier die Pässe entzogen und es ist ihm dies vom hiesigen Großh. Bezirksamt mit dem Bemerken eröffnet worden: daß Gründe dafür nicht angegeben werden dürften. Die Pässe sind ihm auch seither nicht erneut zugestellt worden.

Die Anlässe und Zwecke dieser Maßregel im Allgemeinen sind natürlich weder dem Betroffenen noch irgend jemandem sonst zweifelhaft. Soweit sie in hier zirkulierenden Befürchtungen über sein künftiges Verhalten bestehen, sind sie für jeden mit den Tatsachen wirklich Vertrauten nicht nur durchaus unbegründet, sondern müssen teilweise als geradezu phantastisch bezeichnet werden. Soweit dafür hier zirkulierende „Tatsachen“ mit in Betracht gezogen sein sollten (die auch mir bekannt geworden sind), sind diese ohne jegliche Ausnahme Produkte der Angst und des Klatsches, teilweise geradezu von sogenannten „Kriegspsychosen“. Ich bin diesen Behauptungen systematisch bis zur Feststellung der Urheber nachgegangen und beabsichtige diese, im Interesse des gesunden Menschenversandes und unseres guten Rufes, ohne alle Rücksichtnahme auf ihre Person und Stellung zur Verantwortung zu ziehen, sobald der geeignete Augenblick dafür gekommen sein wird.

Nicht nur nach Ansicht des Unterzeichneten, welcher mit Professor Schneegans und seiner Frau seit Langem verkehrt, über seine außerdeutschen Familienverhältnisse, Ansichten und Absichten orientiert ist, selbst im Elsaß gedient hat und dasselbe auch sonst kennt, sondern auch nach derjenigen anderer, und zwar kompetenter, Beurteiler können die Folgen der Maßregel so überaus nachteilig für das politische und nationale Interesse Deutschlands sein, daß m.E. kein gut Unterrichteter, sei er auch ein einfacher Privatmann, also auch der Unterzeichnete nicht, es unterlassen darf, sich unter allen Umständen von der eigenen Mitverantwortlichkeit zu entlasten. Nur diesen Zweck verfolgt dieses Mitteilung, die mündlich zu ergänzen ich jeder Instanz gegenüber bereit bin und welche ich an diejenige Stelle gelangen zu lassen anheimstelle, welche die Entziehung der Pässe verfügt hat.

Professor Schneegans selbst ist zwar – wie jeder, der ihn kennt, weiß – ganz unfähig, die jetzt gegen ihn getroffene Maßregel von sich aus jemals an die Presse, es sei direkt oder indirekt, gelangen zu lassen. Mir ist aber durch Schweizer Beziehungen, insbesondere auch durch den jetzt von Heidelberg nach Zürich berufenen und übersiedelten bisherigen ordentlichen Professor Dr. Fritz Fleiner ganz genau bekannt, daß angesehene Kreise der deutschen Schweiz entschlossen sind, die Angelegenheit unbedingt in der Schweizer Presse zur Sprache zu bringen, wenn die Maßregel nicht endlich aufgehoben wird. Es liegt nicht in unserer Macht, dies zu hindern. Welchen Widerhall aber solche Erörterungen in der Presse nicht nur der feindlichen, sondern gerade auch der neutralen Länder finden und welche Rückwirkungen sie im Elsaß gerade bei den zahlreihen nicht französisch Gesinnten erzeugen würden, braucht wohl nicht ausgeführt zu werden. Ich bemerke noch, daß zwar z. Zt. Erörterungen über eine Berufung des Prof. Schneegans auf einen ordentlichen Lehrstuhl in Bern schweben, daß es aber, soweit ich unterrichtet bin, bei der großen Zahl der Bewerber unsicher ist mit welchem Resultat. In jedem Fall wäre die Schaffung eines „Falles Schneegans“, wie sie jetzt sicher bevorsteht, ein politisch überaus schwerer Fehler, für welchen später auch nicht der Schatten einer Entschuldigung durch wirklich zu befürchtende und dadurch abzuwendende Nachteile zu finden sein würde. Mit dieser seiner Ansicht glaubt der Unterzeichnete, so unmaßgeblich sie gewiß ist, nicht zurückhalten zu dürfen, da er Grund zu der Annahme hat, besser als die meisten Persönlichkeiten über die wirklichen Tatsachen unterrichtet zu sein.

Dr. Max Weber

inaktiver ordentlicher und ordentlicher Honorarprofessor an der Universität z. Zt. Hauptmann der Landwehr a.D. und Militär. Mitglied der Reserve-Lazarett-Kommission H e i d e l b e r g.68

III.

[Votum von Eberhard Gothein, zw. dem 21. u. 25. Oktober 1915]

Ich habe sowohl in der Fakultät wie im Senat die möglichst milde Behandlung des Falles Schneegans vertreten und habe namentlich nie gebilligt, daß in den Gutachten der Fakultät Frau Schneegans in einer, wie mir auch jetzt scheint, fachlich unzutreffenden und persönlich zu scharfen Weise zum Ausgangs- und Mittelpunkt der Erörterungen gemacht worden ist. Die Tatsachen, die Herr Kollege Weber und ihm folgend Herr Geheimrat Jolly anführen, scheinen mir richtig, ich ziehe jedoch andere Folgerungen aus ihnen. Es ist m.E. ganz ausgeschlossen, daß der Senat oder die Fakultät eine Untersuchung der einzelnen Vorgänge, die Sichtung der Tatsachen vom blossen Gerede unternimmt. Dazu müßten wir Schneegans und seine Frau, verschiedene Collegen und ihre Frauen vernehmen, wozu wir weder das Recht noch die Möglichkeit, am Wenigsten aber die Lust haben. Uns genügt die von S. Magnifizenz angeführte Tatsache, die Schneegans selber wiederholt als Ursache seines Ausscheidens angegeben hat, daß er, um das Verhältnis der Kinder zur Mutter zu wahren, sein Amt aufgegeben hat und auswandern will. Ich bin sehr geneigt, dieses Motiv menschlich milde zu beurteilen, da ich weiß, das Schneegans schwer mit sich gekämpft hat und daß von antideutscher Gesinnung bei ihm nicht die Rede ist, aber daß in Kriegszeiten die Consequenzen dieses Entschlusses auf ihn zurückfallen, ist m.E. selbstverständlich. Deshalb stimme ich der von Sr. Magnifizenz vorgeschlagenen Antwort durchaus zu. Nur den Schlußsatz: „auch in Bezug auf die Wirkung etc.“ bitte ich wegzulassen, zumal er sachlich keine Bedeutung hat. Im Gegenteil würde ich es nicht nur um unseres früheren, lange Zeit hochgeschätzten Collegen willen sondern auch damit die leidige Angelegenheit aus der Welt geschafft wird, begrüssen, wenn sich die Berufung nach Bern verwirklichte. Es würde sich dann schon aus internationalen Gründen von selber verstehen, daß er die Entlassung aus dem Reichsverband erhielte. In der Antwort an das Ministerium brauchen wir dieser Hoffnung keinen Ausdruck zu verleihen, aber ebenso möchte ich selber vermieden sehen, was wie eine Aufforderung zur Strenge gegen Schneegans ausgelegt werden könnte, zumal das Ministerium selber anführt, daß die Verweigerung der Pässe eine rein militärische Angelegenheit ist, die also gar nicht zur Competenz der Civilbehörden gehört. Gothein.69

IV.

[Votum von Hans von Schubert, zw. dem 21. u. 25. Oktober 1915]

Auch ich habe an den Beratungen nicht teilgenommen, aber so viel von der Sache gehört, dass ich glaube mit gutem Gewissen dem Votum des Senats v. 19.VII. beitreten und demnach den Vordersätzen und dem wesentl. Sinne nach auch dem Hauptsatz der vorliegenden Antwort an den Minister zustimmen zu können. Dennoch empfinde ich wegen der Wendung „schliessen wir uns ganz der Beurteilung des Min. in diesem Falle an“ innere Schwierigkeiten. Das Minist[erium] bezeichnet als entscheidend die Tatsache, dass S. „sich nicht habe entschliessen können, seinen Kindern eine deutsche Erziehung zu geben“. Das entspricht aber nicht den eigenen Angaben von S., nicht dem Votum des Senats v. 19. J. und nicht den Angaben im Votum Gotheins auf der umstehenden Seite. Das Motiv von S. war vielmehr das nach S.’ Meinung unerträglich gewordene Verhältnis zwischen der Mutter und den scharf deutsch empfindenden Kindern, deren überaus lebhaftes, wildes Temperament jeder Neuenheimer kennt. Dass S. dieses Motiv für ausreichend hielt und den traurigen Zuständen nicht abzuhelfen wusste, ist seine Schuld, eine Schuld mehr der Schwäche. Er ist wie so viele den durch den Krieg geschaffenen Zuständen nicht mehr gewachsen gewesen. Er hat geglaubt, nur so die Autorität der Mutter und den Frieden des Hauses retten zu können. Da ich demnach unmöglich sagen kann, dass ich mich „ganz der Beurteilung des Min. anschliesse“, verzichte ich lieber auf meine Stimme. Vielleicht liesse sich übrigens eine Wendung finden, die mein Bedenken behöbe. Man kann in dieser heiklen Sache nicht vorsichtig und korrekt genug sein. Ich würde es nicht für ausgeschlossen halten, dass man dem Herrn Minister mitteilt, die als entscheidend angeführte Tatsache der Weigerung deutscher Kindererziehung entspreche nicht ganz unseren Auffassungen, d.h. den nur zu sicherer Kenntnis gekommenen Tatsachen. Es könnte sonst passieren, dass in einer sich anschliessenden Pressepolemik dieser Punkt in den Vordergrund gezerrt wird und die Differenz ausgebeutet wird.

vSchubert.70

V.

[Max Weber an Friedrich Eduard Schneegans]

Heidelberg 10/1 16

Verehrter Herr Kollege!

Sie schreiben mir, Ihre Korrespondenz würde vermutlich kontrolliert. Möglich, aber für mich ganz gleichgültig. Es ist mir nur angenehm, wenn die beteiligten Personen wissen, was ich denke und woran ich auch Ihnen, – wenn Sie jetzt auch nicht mehr ein Reichsdeutscher sein wollen, sondern ein Deutsch-Schweizer, – keinen Hehl zu machen Anlaß finde. Der Erz-Schafskopf, welcher – er sei wer es wolle, diese Maßregel gegen Sie verfügt hat, wird vielleicht Grund haben, dies: daß er sich nicht pflichtgemäß über die Sachlage und die möglichen Konsequenzen informiert hat, zu bedauern. Für mich hat die Sache mit Ihrer Person gar nichts zu thun. Sondern mit reichs-deutschen politischen Interessen, die mich veranlassen werden, diese Sache nicht ruhen zu lassen. Ich so wenig wie, natürlich, Sie werden sie in die Presse bringen. Aber Jedermann weiß: daß sie unweigerlich zu einer Presse-Affäre wird, wenn das so weiter geht. Deshalb bin ich darüber so desperat.

Sie wissen, daß ich trotz der Gewissenskonflikte, in welche die Stellungnahme Ihrer Kinder Sie beide brachte, gewünscht hätte, der Schritt, der mich nicht überraschte, wäre vermieden worden. Daß das nicht leicht möglich war, weiß ich auch. Daß es Ihnen nur zur Ehre gereicht, nichtwie es „klug“ gewesen wäre – erst eine Stellung zu suchen und dann zu gehen (wenn Sie in der Schweiz angestellt sind, haben Sie ja deren diplomatische Vertretung zur Verfügung), ist klar und von den objektiven Kollegen (Neumann, Gothein, Boll etc.) anerkannt. Ist in Bern nichts geworden? Ich nehme es nach Ihrem Briefe an.

Dieser Krieg kann noch endlos dauern. Der Schlüssel des Friedens liegt in Frankreich. So lange selbst die Sozialisten dort von „Plebiszit“ im Elsaß reden – würden unsere Gegner etwa in Marokko, Tunis, Algerien, Ägypten, Indien, Malta, Gibraltar, Estland, Livland, Lithauen, der Ukraine, dem Kaukaus – alles Völker, die sie zum Krieg mit uns verwerten, ein „Plebiszit“ akzeptieren? – ist auch nur von Verhandlungen gar keine Rede. Bei uns wird – es ist kein Geheimnis – Vorbereitung für 1917 getroffen. Meine – im deutschen Interesse – für Belgien u.s.w. annexionsfeindliche Stellung kennen Sie. Aber an den Rhein können wir Frankreich nirgends lassen. – Genug! Ein Pazifist wie Sie kann ich nicht sein. Das liegt in zu weiter Ferne.

Ich hoffe dringend, daß die gesunde Vernunft in Ihrer Angelegenheit – rechtzeitig, ehe ein Skandal entsteht – siegen wird. Aber garantieren kann das Niemand. Bitte empfehlen Sie mich herzlich Ihrer lieben Frau.

Mit den besten Grüßen Ihr ergebenster Max Weber71

VI.

[Ernst Hoepffner an den Dekan der Philosophischen Fakultät Jena]

Spektabilität!

Hiermit teile ich Ihnen ergebenst mit, daß ich am heutigen Tage dem Herrn Kurator mein Gesuch um Entlassung aus meinem Amte als ordentlicher Professor der roman. Philologie in der hiesigen Universität eingereicht habe, und bitte Sie zur Neubesetzung der Stelle die erforderlichen Schritte zu tun.

Ich brauche wohl kaum zu sagen, daß mir dieser nach reiflicher Überlegung gefaßte Entschluß nicht leicht geworden ist, daß es mir im Gegenteil unendlich schwer fällt, meiner mir so lieb gewordenen Tätigkeit zu entsagen und aus dem Kreise der Fakultät auszuscheiden, in der ich von Anfang an nur freundliches Entgegenkommen und die liebenswürdigste Kollegialität gefunden habe. Ich darf wohl bei dieser Gelegenheit bereits meinen herzlichsten Dank für das bewiesene Wohlwollen aussprechen. Ich weiß aber, daß der Schritt, den ich tue und der mich in eine sehr ungewisse und wenig erfreuliche Zukunft führt, leicht mißdeutet und falsch ausgelegt werden kann, und ich darf daher wohl die Gründe, die mich dazu bewegen, hier mitteilen, so wie ich sie ungefähr in meinem Schreiben an den Herrn Kurator angegeben habe.

Wie noch mehrere meiner Landsleute, die denselben Schritt wie ich haben tun müssen, bin ich durch die politischen Verhältnisse vor die Wahl gestellt worden, entweder meine Heimat Elsaß-Lothringen verlieren zu müssen oder aber zum Ausländer zu werden und damit zur Weiterführung meines Amtes im Staatsdienst unfähig zu werden. Schweren Herzens habe ich mich für die zweite dieser Alternativen entschieden. Es bestimmte mich dazu weniger die Tatsache, daß ich den Verlust meiner Heimat und die völlige Trennung von meinen nächsten Angehörigen nur schwer verwinden könnte, als vielmehr das Bewußtsein, daß mein Land für die bevorstehende schwere Übergangszeit aller Kräfte bedarf, die ihm dienen können und wollen, daß es meine unabweisbare Pflicht ist, seinem Rufe zu folgen und nach Kräften mitzuarbeiten an der Erhaltung unserer elsässischen Eigenart, die uns nicht genommen werden soll.

Ich hoffe hiermit Verständnis und eine gerechte Beurteilung zu finden.

Hochachtungsvollst und ergebenst

E. Hoepffner72


  1. Trude Maurer, „Vorposten – oder auf verlorenem Posten? Die Universitäten Straßburg und Jur’ev 1872/87–1918“, Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 56 (2007): 500–37; Reiner Möhler, „litteris et patriae – zweimal deutsche Universität Straßburg zwischen Wissenschaft und Germanisierung (1872–1918 und 1941–1944)“, in Tour de France: eine historische Rundreise. Festschrift für Rainer Hudemann, hrsg. von Armin Heinen, Schriftenreihe des Deutsch-Französischen Historikerkomitees 4 (Stuttgart: Steiner, 2008), 57–169.

  2. Eckhard Wirbelauer, „Eine Reichsuniversität in Straßburg? Konzepte für die Universitätsgründung nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/71)“, in Schule und Bildung am Oberrhein in Mittelalter und Neuzeit, hrsg. von Ursula Huggle und Heinz Krieg, Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte [im Druck]. – Zu den Naturwissenschaften vgl. La Science sous influence: l’université de Strasbourg, enjeu des conflits franco-allemands 1872–1945, hrsg. von Elisabeth Crawford und Josiane Olff-Nathan (Strasbourg: La Nuée Bleue, 2005).

  3. Sebastian Hausmann, Die Kaiser-Wilhelms-Universität Strassburg: ihre Entwicklung und ihre Bauten, mit Benutzung amtlicher Quellen bearbeitet (Strassburg: Heinrich, 1897). Immer noch lesenswert sind die beiden Einleitungskapitel „Die Entwicklung der alten Strassburger Hochschule 1538–1870“, 1–20, und „Die Kaiser-Wilhelms-Universität 1872–1897“, 21–64.

  4. Will man die elsässische Mentalität dieser Zeit verstehen, lese man z.B. die Memoiren des Nationalökonomen Lujo Brentano (1844–1931), der von 1882–88 in Straßburg lehrte: Elsässer Erinnerungen (Berlin: Reiß, 1917), bes. 49–50. Eine Übersicht über weitere Zeugnisse liefert Birgit Tappert in ihrem gehaltvollen Aufsatz „Heinrich Schneegans und die beiden Curtius“, in Lingua et Traditio: Geschichte der Sprachwissenschaft und der neueren Philologien, Festschrift für Hans Helmut Christmann zum 65. Geburtstag, hrsg. von Richard Baum u.a. (Tübingen: Gunther Narr, 1994), 501–15, hier Anm. 11.

  5. Zu ten Brink, der bei Diez in Bonn Romanistik studiert hatte, vgl. Gunta Haenicke und Thomas Finkenstaedt, Anglistenlexikon 1825–1990, Augsburger 1&1-Schriften 64 (Augsburg: Universität Augsburg, 1992), 326–7.

  6. Vgl. Renate Haas und Albert Hamm, The University of Strasbourg and the foundation of continental English studies: a contribution to a European history of English studies = L’Université de Strasbourg et la fondation des études anglaises continentales: contribution à une histoire européenne des études anglaises = Die Universität Straßburg und die Etablierung der Anglistik auf dem Kontinent: ein Beitrag zu einer europäischen Geschichte der Anglistik, Europäische Studien zur Ideen- und Wissenschaftsgeschichte 16 (Frankfurt a.M.: Peter Lang, 2009), 175–94.

  7. Das Straßburger Seminar hieß nicht etwa „Seminar für romanische Philologie“, sondern „Seminar für romanische Sprachkunde“!

  8. Vgl. auch Alexander M. Kalkhoff, Romanische Philologie im 19. und frühen 20. Jahrhundert: institutionengeschichtliche Perspektiven, Romanica Monacensia 78 (Tübingen: Narr, 2010), 284.

  9. Vgl. dazu Strasbourg, Archives Départementales du Bas-Rhin (ADBR), Fonds de l’Université de Strasbourg, 1869–1919, AL 103, 324 [die genaue Auswertung der Straßburger romanistischen Personalakten bleibt einer weiteren Untersuchung vorbehalten]. Weiterhin Haas und Hamm, The University of Strasburg, 196: „Angesichts der verschiedenen Nationalismen hatte der Deutsche Böhmer als der erste und primäre Vertreter der Romanistik eine viel schwierigere Aufgabe. Roggenbachs späte Empfehlung, einen Lehrstuhl für französische Literatur zu schaffen und mit einem Franzosen zu besetzen, hatte man ignoriert, und nach nur einem Jahr beschwerte sich die Prüfungskommission, dass Böhmer zuviel historische Grammatik und Altfranzösisch verlange und so Lehrermangel zu produzieren drohe. […]. Böhmer zog sich daraufhin noch weiter in seine Forschungen zum Provenzalischen und Italienischen zurück und überließ die Lehrerbildung mehr oder weniger ten Brink, der regelmäßig Vorlesungen über die französischen Klassiker und französische Metrik sowie das Rolandslied anbot. Ein Wrack, obwohl er erst Anfang Fünfzig war, trat Böhmer nach nur sieben Jahren zurück, und sein Verständnis seines Amts wurde zum Gegenstand öffentlicher Diskussion. Merkwürdigerweise haben Historiker dieses Fiasko fast völlig ignoriert. Vielleicht war es außerhalb von Straßburg nicht so offensichtlich, da Böhmer sich erholen konnte, während seines 27jährigen Ruhestands seine Forschungen fortführte und dabei bspw. die von ihm begründeten Romanischen Studien weitere sechzehn Jahre herausgab“. – Vgl. auch Stephan Roscher, Die Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg 1872–1902, Europäische Hochschulschriften III, 1003 (Frankfurt a.M.: Peter Lang, 2006), 166–8, 377–8.

  10. Vgl. Strasbourg, ADBR, Fonds de l’Université de Strasbourg, 1869–1919, AL 103, 349; s. auch den Beitrag der Jenenser Studenten in der Straßburger Post, Nr. 885, Donnerstag, 4. August 1910, zit. bei Ursula Hillen, Wegbereiter der Romanischen Philologie: Ph. A. Becker im Gespräch mit G. Gröber, J. Bédier und E. R. Curtius, Bonner Romanistische Arbeiten 47 (Frankfurt am Main: Peter Lang, 1993), 59.

  11. Vgl. Strasbourg, ADBR, Fonds de l’Université de Strasbourg, 1869–1919, AL 103, 695. So schreibt John E. Craig, Scholarship and Nation Building: The University of Strasbourg and Alsatian Society 1870–1939 (Chicago und London: The University of Chicago Press, 1984), 179, über den pro-französischen Cercle des étudiants alsaciens-lorrains: „Many participated in the demonstrations provoked by certain professors’ insensitive remarks or actions. (Among the targets were the jurist Paul Laband and two Romance philologists, Wilhelm Cloëtta and Oscar Schultz-Gora“. Leider fehlen nähere Angaben. Liest man jedoch einige Beiträge Schultz-Goras aus der unmittelbaren Zeit nach 1918, kann man unschwer auf überlaute deutschnationale Töne rückschließen: „Die Deutsche Romanistik und der Krieg“, Internationale Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik (Berlin und Leipzig, 1916): Sp. 733–50; „Die deutsche Romanistik in den letzten zwei Jahrzehnten. Vortrag, gehalten am 5. Oktober 1920 auf der 17. Tagung des Allgemeinen Deutschen Neuphilologenverbandes“, Archiv für das Studium der Neueren Sprachen 141, NS 41 (1921): 208–21. – Der nationalkonservative Karl Voretzsch sieht das in seinem Nachruf naturgemäß anders, vgl. „Oskar Schultz-Gora 1860–1942: sein Leben und Schaffen (Halle a.S.: Niemeyer, 1943), 8: „Auch hier [i.e. Straßburg] hat er es verstanden, die Anhänglichkeit seiner Hörer zu gewinnen, und wenn deren eigene Mitarbeit in der Zahl der Dissertationen nicht so zum Ausdruck kommt wie in Königsberg und später Jena, so liegt es daran, daß wenige Jahre nach dem Beginn seiner Lehrtätigkeit in Straßburg der Krieg ausbrach und ebenso wie anderwärts das Studium lahm legte“.

  12. Vgl. Strasbourg, ADBR, Fonds de l’Université de Strasbourg, 1869–1919, AL 103, 409.

  13. Der von Böhmer 1875 habilitierte Karl Vollmöller (1848–1922) wurde bereits zum WS 1867/77 nach Erlangen fortberufen, so dass er keine tiefen Spuren in Straßburg hinterlassen hat, vgl. Strasbourg, ADBR, Fonds de l’Université de Strasbourg, 1869–1919, AL 103, 767.

  14. Ernst Robert Curtius, „Gustav Gröber und die Romanische Philologie“, Zeitschrift für romanische Philologie 67 (1951): 257–88, hier zit. nach Gesammelte Aufsätze zur romanischen Philologie (Bern und München: Francke, 1960), 428–55.

  15. Anne-Marguerite Fryba-Reber, „De Gustav Gröber à Arthur Piaget (1872–1895): l’Institutionnalisation de la Philologie romane en Suisse“, in Portraits de Médiévistes Suisses (1850–2000): une profession au fil du temps, hrsg. von Ursula Bähler und Richard Trachsler, Publications Romanes et Françaises CCXLVI (Genève: Droz, 2009), 33–58: „On supposera à juste titre que, vu la durée de son passage, Gröber n’a pas pu jouer un rôle important à Zurich, et ce malgré le succès de son enseignement: le choix de Gröber n’en reste pas moins significatif de l’état d’esprit innovateur de la faculté des lettres décidée à accorder à la philologie romane un statut valorisant“, 38.

  16. Vgl. Strasbourg, ADBR, Fonds de l’Université de Strasbourg, 1869–1919, AL 103, 724.

  17. Aus Runzenheim stammte auch der Theologe Gustav Adolf Anrich (1867–1930), später Straßburger Professor, vorletzter Rektor der Universität und Vater des Historikers Ernst Anrich (1902–2001), des Gründungsdekans der Reichsuniversität in den Jahren 1940/41. Sein Großvater Eduard Anrich (1835–1868) war übrigens der Runzenheimer Amtsvorgänger von Hoepffners Vater Theodor Eugen (1850–1926). – Zur Person vgl. Strasbourg, ADBR, Fonds de l’Université de Strasbourg, 1869–1919, AL 103, 443.

  18. Pierre Schang und Georges Livet, Hrsg., Histoire du Gymnase Jean Sturm: berceau de l’Université de Strasbourg 1538–1988 (Strasbourg: Éd. Oberlin, 1988), 471, bes. 411 (Foto).

  19. Craig, Scholarship and Nation Building, 170–2; Trude Maurer, „… und wir gehören auch dazu“: Universität und ,Volksgemeinschaft‘ im Ersten Weltkrieg, 2 Bde. (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2015), I, 101.

  20. Hillen, Wegbereiter, 50–9. – Beckers Rechtfertigungsschrift wird von Hillen auf den S. 490–500 ediert.

  21. Hier einige Hinweise und Präzisierungen zu Stiefels Biographie (ich stütze mich dabei auf mein im Entstehen begriffenes Romanistenlexikon, das nicht nur Hochschulromanisten verzeichnet): Nach Archivrecherchen in Nürnberg und München hieß Stiefel (1852–1915) eigentlich Abraham Lesser mit Vornamen. Mit Genehmigung der Oberbayrischen Regierung änderte er 1900 den ersten Vornamen in Arthur (den zweiten hatte er selbständig gegen Ludwig getauscht), offenbar, um seine jüdische Abkunft zu verschleiern. Er stammte aus Hammelburg, war zunächst Reallehrer in Nürnberg, dann in München, wo er auch als Fremdsprachenprofessor an der Industrieschule unterrichtete. Er hat eine ansehnliche Zahl von Rezensionen zur französischen, italienischen und spanischen Literaturgeschichte in diversen romanistischen Zeitschriften veröffentlicht.

  22. Stiefel, in Studien zur vergleichenden Literaturgeschichte 9 (1909): 114–23 u. 269–71.

  23. Stiefel, in Kritischer Jahresbericht über die Fortschritte der romanischen Philologie 10 (1906): II, 257–8.

  24. Die Frage von Beckers Staatsangehörigkeit konnte nicht mit Sicherheit geklärt werden. Da er 1872 nicht für Frankreich optiert hatte, wurde er Deutscher, der möglicherweise durch die Berufung nach Pest auch noch die österreichisch-ungarische Nationalität erhielt. Von Plänen, nach 1918 ins Elsass zurückzukehren und den Leipziger Lehrstuhl mitsamt der deutschen Staatsangehörigkeit gegen eine Existenz im Elsass als Franzose einzutauschen, ist nichts bekannt.

  25. Hillen, Wegbereiter, 371 (Brief CXLI).

  26. Vgl. Birgit Tappert, „Heinrich Schneegans“, in Romanistik: eine Bonner Erfindung, in Zusammenarbeit mit Richard Baum und Birgit Tappert hrsg. von Willi Hirdt, 2 Halbbde. (Bonn: Bouvier, 1993), 231–320 bzw. 1069–227 (Dokumentation), hier 1081.

  27. Zur Familiengeschichte Bruch vgl. den umfangreichen Stammbaum von Françoise Bernard Bries „Les Bruch“, http://www.pages-tambour.com. Zum „Amtsträger“ Bruch vgl. Craig, Scholarship and Nation Building, 32–3. Lesenswert sind Bruchs Erinnerungen: Johann Friedrich Bruch: seine Wirksamkeit in Schule und Kirche 1821–1872, aus einem handschriftlichen Nachlass hrsg. von Th. Grad (Strassburg: Heitz, 1890), hier 85–6: „Meine Ernennung erfolgte schon anfangs April und wurde sogleich durch die Zeitungen bekannt gemacht. Alsbald ließen sich aber auch mißbilligende Stimmen in Straßburg und dem Elsaß vernehmen. Personen, die mir bisher befreundet gewesen, wandten sich von mir ab; einige scheuten sich nicht, mich öffentlich anzuklagen. Diese Aeußerungen der öffentlichen Mißbilligung waren mir sehr empfindlich, zumal sie sich mit der Reue vereinigten, die ich selbst darüber empfand, die mir angetragene Rectoratswürde nicht absolut ausgeschlagen zu haben. […] Indessen, was war zu thun? – Ich nahm an der Inaugurationsfeier der Universität in meiner Eigenschaft als Rector theil, beantwortete die Ansprache, mit welcher der Herr Oberpräsident die Feierlichkeit eröffnete, und die Begrüßungen der Abgeordneten der deutschen, österreichischen und schweizerischen Universitäten, und wurde wenige Tage nachher sämmtlichen Professoren als der Rector für das Sommersemester vorgestellt“.

  28. Craig, Scholarship and Nation Building, 398, Anm. 23, unter Hinweis auf ADBR: AL 103, 262 und dort enthaltene Briefe von Schneegans an Ernst Stadler und von diesem an Ludwig Elster aus der zweiten Mai- und der ersten Junihälfte 1909. Becker kommentiert die Entscheidung für Bonn in seinem einfühlsamen Nachruf (Germanisch-Romanische Monatsschrift 6 [1914]: 609–14) auf Schneegans mit einem besseren materiellen Angebot, dem größeren Prestige des ehemaligen Diez-Lehrstuhls und dem herzlichen Wohlwollen der Kollegen, geht aber nicht auf den Straßburger Ruf ein: „Das Gefühl, die bleibende Stätte gefunden zu haben und sich frei für die Zukunft einrichten zu können, hob sein Bewußtsein, wenn ihn auch manchmal inmitten der lieblichen Gartenstadt mit ihrer herrlichen Umgebung ein leises Heimweh nach dem alten Straßburg, nach Illstaden und Münsterglocken beschleichen wollte, ein Sehnen nach dem Elsaß, das er in Bayern nicht kannte“ (613).

  29. Nicht geklärt; vermutlich handelte es sich um eine Auseinandersetzung mit dem Schauspieler und Molière-Herausgeber Franz Kaibel (1880–1953).

  30. Textwiedergabe bei Tappert, „Heinrich Schneegans“, 1099–100. – Tappert, wie Hillen eine Bonner Romanistin, hat das Leben von Heinrich Schneegans ausführlich dokumentiert.

  31. Vgl. Tappert, „Heinrich Schneegans“, 1168–213.

  32. Lesenswert sind seine Erinnerungen mit dem Titel Memoiren: ein Beitrag zur Geschichte des Elsasses in der Übergangszeit (Berlin: Paetel, 1904), die Heinrich Schneegans hrsg. hat. Über die Familienverhältnisse findet sich ein kurzer Hinweis auf S. 26 Anm.

  33. Vgl. beide Texte bei Tappert, „Heinrich Schneegans“, 1198–213.

  34. Becker, „Heinrich Schneegans“, 615.

  35. Gustav Edmund (Gustave Edmond) (17.5.1865 Straßburg – ? Bad Kissingen), praktischer Arzt.

  36. Karl Alfons/Charles Alphonse (12.12.1867 Straßburg – 27.6.1946 Freital) war Architekt und Städteplaner, 1900–04 Stadtbaumeister in Berlin, 1904–12 Entwurfsingenieur bei der Bauverwaltung der Fried. Krupp AG, Essen, seit 1912 o. Prof. f. Hochbau u. Entwerfen an der TH Dresden, Verf. von Handbuch der Architektur.

  37. August Schneegans, Memoiren, 229: „Ich hielt es aber für korrekt, wenn ich mich wieder tätig mit Politik beschäftigen wollte, zuerst meine Option zurückzuziehen und mich in meiner Heimat wieder naturalisieren zu lassen. Der Entschluß wurde mir nicht leicht, ich verhehle es nicht. Im Gegenteil, diese ganze Zeit ist für mich eine Zeit furchtbarer Kämpfe gewesen. Ich ging also auf das Bürgermeisteramt, machte Herrn Back gegenüber diese Erklärung und wurde wieder Bürger meiner Heimatstadt. Man hat mir das als Verrat vorgeworfen! Ein Straßburger, der wieder Straßburger wird, nachdem er ausgewandert war, sollte ein Verräter sein? Schöne Logik!“

  38. Histoire du Gymnase Jean Sturm, 316–7, 357–8.

  39. Vgl. dazu ausführlich Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914–1919, hrsg. von Folker Reichert und Eike Wolgast, Deutsche Geschichtsquellen des 19. u. 20. Jahrhunderts 63 (München: Oldenbourg, 2004), 41–3 („3. Der Fall Schneegans“), hier 210 (Eintrag vom 11.3.1915).

  40. Hampe, Kriegstagebuch 1914–1919, 250 (Eintrag vom 4.7.1915): „Professor Schneegans scheint nun endlich aus seinem Protestlerherzen keine Mördergrube mehr machen zu wollen. Er nimmt seine Entlassung aus dem Universitätsdienst und will in Rücksicht auf die Konflikte, unter denen seine französische Frau (immerhin eine geborene Lichtenberger) leidet, sich in der Schweiz Erwerb suchen. Das läßt denn doch auf undeutsche Gesinnungen auch bei ihm schließen; sonst wäre dergleichen doch unmöglich. Ob etwa die Militärbehörde ihn internieren läßt? Ein sicherer Kantonist ist er nicht, und könnte doch manches erzählen; ob freilich wirklich Gefährliches, ist mir zweifelhaft. Man sieht aus solchen Fällen, wie unmöglich ein Hinundherschwanken zwischen zwei Nationen ist. – Bedauerlich bleibt der Fall für unsre Universität“.

  41. Ganz so einstimmig kann dieser Beschluss nicht gewesen sein, denn Hampe vermerkt zum 13.7.1915 (Kriegstagebuch 1914–1919), 253–4: „Die Debatte über den Fall war nicht ganz erquicklich. Eine Hälfte der Fakultät befürchtet, der Fall könne vom feindlichen Ausland ausgenützt werden, um so mehr, als gerade die Familie Schneegans, aber ein andrer Zweig, 1871 die bedeutendsten Anhänger für Deutschland lieferte; man hält danach für praktisch, Schneegans nicht in die Schweiz zu lassen, die vielleicht nur eine Vorstufe für Frankreich sein würde. Ich stehe dieser Auffassung nahe, wenn ich auch den direkten Antrag auf Paßverweigerung nicht für zweckmäßig hielt. Die andre Hälfte der Mitglieder mit Gothein etc. war für mildere Auffassung und fand den Schritt sogar zum Teil korrekt. Aber daß Schneegans sich im Herzen mehr als Franzose fühlt, wenn auch wesentlich unter Einfluß seiner Frau, ist nun ganz klar. Er sieht die Konflikte namentlich in der nationalen Färbung des Schulunterrichts, wodurch seine Kinder in Zwiespalt zu seiner Frau gerieten etc. Gegen solche Lauen und innerlich Feindseligen hört da doch alle Rücksicht auf!“

  42. Zit. nach Weber, Briefe 1915–1917, 120.

  43. Weber, Briefe 1915–1917, 876.

  44. Vgl. insgesamt die seinerzeit als geheim eingestufte Akte Karlsruhe GLA, 456 F 9 Nr. 345 (PA Schneegans), sowie ebd. seine PA 235/2479.

  45. Vgl. seinen handschriftlichen Brief vom 16.1.1916 an das Bezirksamt, in dem er schreibt: „Durch Beschluss des Staatsrats des Cantons Neuenburg vom 11. Januar 16 ist mir eine Lehrerstelle für den deutschen Unterricht an dem Cantonalgymnasium in Neuenburg übertragen worden. Die Ernennung zu der durch den Rücktritt von zwei Lehrern freigewordenen Stelle lautet auf den 1. Mai 1916 (resp. Ostern dieses Jahres). Ich beehre mich hierdurch Euer Hochwohlgeboren [=Jolly] um die Erlaubniss nach der Schweiz übersiedeln zu dürfen und um die Zurücksendung der mir zurückgezogenen Pässe ergebenst zu bitten. Da meine Mutter Frau Direktor C.F. Schneegans-Imp (aus Strassburg, geb. den 14. Dez. 1835), die seit dem Monat Mai 1915 bei uns wohnt uns nach der Schweiz begleiten soll, bitte ich statt des in ihrem Besitz befindlichen Reisepasses für das Inland ihr einen Pass nach der Schweiz ausstellen zu wollen. Ich erlaube mir zugleich um die Erlaubnis zu bitten meine Möbel, Bücher usw., die noch in meiner Wohnung in Heidelberg, Moltkestr. 6 sich befinden, nach der Schweiz überführen zu dürfen“ (Karlsruhe GLA, 456 F 9 Nr. 345, Bl. 72–3)

  46. Vgl. Heidelberg, UA PA 2233.

  47. Karlsruhe,GLA 456 F 9 Nr. 345, Bl. 84–7.

  48. Max Weber, Briefe 1915–1917, hrsg. von Gerd Krumeich und M. Reiner Lepsius in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön (Tübingen: J.C.B. Mohr [Paul Siebeck], 2008), 266.

  49. Die Vorgänge sind, soweit Max Webers Intervention betroffen ist, einlässlich dargestellt, die Eingabe kritisch ediert, in Max Weber, Briefe 1915–1917, 120–5. Webers bisher unveröffentlichter Brief vom 16.1.1916 an Schneegans wird als Dok. V hier erstmals publiziert.

  50. Vgl. auch Michael Maurer, Eberhard Gothein (18531923). Leben und Werk zwischen Kulturgeschichte und Nationalökonomie (Köln: Bohlau, 2007), 194, wo Gothein nach einer Abendeinladung folgendes Kurzporträt des Ehepaars Schneegans liefert: „Schneegans, der andere Romanist, scheint ein feiner, etwas stiller Mann zu sein, mit einer zarten kleinen Frau“.

  51. Zit. nach Christian Jansen, Professoren und Politik: politisches Denken und Handeln der Heidelberger Hochschullehrer 1914–1935, Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 99 (Göttingen: V & R, 1992), 111.

  52. Vgl. oben Anm. 36.

  53. Karlsruhe, GLA 456 F 9 Nr. 345, Bl. 90–4.

  54. Zur Biographie vgl. Ernest Hoepffner, „Frédéric-Édouard Schneegans (1867–1942)“, in Mémorial des années 1939–1945, Publications de la Faculté des Lettres de l’Université de Strasbourg 103 (Paris, 1947), 87–97 (mit Foto u. Bibliogr.); Dagmar Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803–1932 (Berlin: Springer, 1986), 241; Kalkhoff, Romanische Philologie, 23, 31, 42, 43, 44, 57, 61, 281. – Die Nachkriegspersonalakte Strasbourg, ADBR 1740 W 9 (Dossier personnel de Friedrich Eduard Schneegans) ist leider noch gesperrt.

  55. Kurt Baldinger, „Der Max Niemeyer Verlag und die Romanistik“, in Beiträge zur Methodengeschichte der neueren Philologien: zum 125jährigen Bestehen des Max Niemeyer Verlags, hrsg. von Robert Harsch-Niemeyer (Tübingen: Max Niemeyer Verlag, 1995), 161–91, hier 182 (mit Foto Hoepffners).

  56. Die Nachkriegspersonalakte Strasbourg, ADBR 1007 W 787 (Dossier personnel d’Ernest Hoepffner) ist leider noch gesperrt.

  57. Comptes rendus des séances de l’Académie des Inscriptions et Belles Lettres 100 (1956): 396–401.

  58. Vgl. den Eintrag auf http://www.geni.com. – Der Vater der beiden, der Pfarrer Theodor Eugen Hoepffner (1850–1926), wird jedoch 1871 als deutschfreundlich eingestuft, vgl. Anthony J. Steinhoff, The Gods of the City: Protestantism and Religious Culture in Strasbourg, 1870–1914 (Leiden und Boston: Brill, 2008), 503, bes. 181.

  59. Craig, Scholarship and Nation Building, 221.

  60. Anke Dörner, „,Der Freiburger Universität unauslöschlichen Dank‘: die Auflösung der Reichsuniversität Straßburg im November 1918 und ihre Aufnahme durch die Universität Freiburg“, Freiburger Universitätsblätter 145 (Sept. 1999): 131–41, hier 131.

  61. Voretzsch, Oskar Schultz-Gora, 1943, 9.

  62. Craig, Scholarship and Nation Building, 246.

  63. Mélanges de Philologie Romane et de Littérature Médiévale offerts à Ernest Hoepffner … par ses élèves et ses amis (Paris: Les Belles Lettres, 1949), vii–xii (Liste des souscripteurs).

  64. Ernest Hopffner, „La rafle du 25 novembre 1943), in De l’Université aux Camps de Concentration: témoignages strasbourgeois (Paris: Les Belles Lettres, 1947), 9–12.

  65. Friedrich Schürr, „Wie ich Romanist wurde“, Carinthia 158 (1968): 116–35, hier 127; Maurer, „und wir gehören auch dazu“, 762.

  66. Bis auf Dok. II sind alle Dokumente unpubliziert.

  67. Der Geograph Alfred Hettner (1859–1941) amtierte zu diesem Zeitpunkt als Dekan.

  68. Kopie mit hsl. Verbesserungen Webers in: Karlsruhe, GLA 235/2479 (PA Schneegans); danach erfolgte die Edition in Weber, Briefe 1915–1917, 123–5 [Unterschrift falsch aufgelöst und hier stillschweigend verbessert!].

  69. Hsl. Vermerk in: Heidelberg, UA PA 2233 (Schneegans, Eduard Friedrich).

  70. Hsl. Vermerk in: Heidelberg, UA PA 2233 (Schneegans, Eduard Friedrich).

  71. Original mit Umschlag (offenbar dem Adressaten nicht zugestellt) Karlsruhe, GLA Sign. 456 F 9 Nr. 345, Bl. 67–71. Der Brief fehlt in Weber, Briefe 1915–1917, weil den Editoren diese 1990 inventarisierte eigene Akte der Militärverwaltung unbekannt war. (Ich danke Herrn Prof. Dr. Konrad Krimm, GLAK, für geduldige Hilfe bei der Entwirrung dieses Sachverhalts)

  72. Original UAJ, Bestand M, Nr. 627, Bl. 235v–236r. Der Brief ist in ungeübter schülerhafter Sütterlinschrift verfasst, so als ob der Schreiber sein „Deutschtum“ noch einmal unter Beweis stellen wollte. – Ich danke Martin Vialon (Oldenburg) für kritische Lektüre dieses Beitrags.





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