Psychologie des Stils: Autorpsyche, Erzählanalyse und die Poetik Antonin Artauds
Abstract
Aus einer interdisziplinären Perspektive denkt der Beitrag über neue Anregungen zu einer allgemeinen Theorie des individuellen Autorstils nach. Ausgehend von klassischen Stilbegriffen von Georges Buffon, Ludwig Börne und Roland Barthes steht dabei die Frage im Vordergrund, inwiefern die erzählanalytischen Methoden der psychologischen Wissenschaften dazu beitragen können, den Zusammenhang zwischen Autorpsyche und Stil zu erhellen. Dass eine Wechselwirkung unbestreitbar ist, zeigt das Bespiel des surrealistischen Schriftstellers Antonin Artauds, dessen Werk oft in einem biographischen und pathologischen Rahmen untersucht wird. Artauds Stil gründet jedoch weit darüber hinausgehend auf einer komplexen, das Unbewusste und Triebhafte ausschöpfenden, surrealistischen Poetik. Nicht nur im Hinblick auf die enge Verschränkung von Somatik, Poetik und Psyche in Artauds Werk, sondern auch in Bezug auf eine allgemeine Theorie zeigt sich der Stil als ein überdeterminiertes und komplexes Phänomen, das sich einer absoluten auktorialen und analytischen Kontrolle entzieht.
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